Seit langer Zeit beschäftige ich mich mit meinen Ängsten, meinen negativen Überzeugungen (innere Glaubenssätze) und der Frage nach der Quelle und des Ursprungs dieser eher negativ geprägten Auslöser, die tief in unserem Unterbewusstsein manifestiert sind. Im Folgenden Beitrag möchte ich dir aufzeigen, warum die Einsamkeit bei den meisten Menschen (inklusive mir selbst) den Ursprung vieler Ängste darstellt und wie wir sie in unser Leben integrieren können.
Wenn es eine Angst in Leben gibt, die enorm machtvoll und lähmend sein kann, dann ist es die Einsamkeit. Wichtig ist an der Stelle, Einsamkeit vom Alleinsein zu differenzieren. Während sich Alleinsein insbesondere auf unser Beziehungsumfeld bezieht, also z.B. bin ich häufig unter Menschen oder kann ich auch Zeit alleine verbringen, beschreibt die Einsamkeit vielmehr einen inneren Gefühlszustand und Schmerz. Auch wenn ich ein ausgeprägtes soziales Netzwerk habe & vielen Aktivitäten nachgehe (im Außen), kann ich mich dabei z.B. mitten auf einer Feier einsam fühlen (im Inneren).
Dabei kann Besonders im Alleinsein die Einsamkeit auftauchen
In meinen Augen stellt dieser Schmerz, die Quelle fast aller Ängste dar. Denn diese Angst entsteht, wenn wir uns von der Liebe (unserer Bezugspersonen, insbesondere der Eltern) getrennt fühlen. Dieses "getrennt fühlen" zeigt, dass es sich dabei um eine meist sehr subjektive Interpretation der eigenen Situation handelt und sehr unterschiedlich erlebt werden kann.
Das, wonach wir Menschen uns am meisten sehnen, was unser Dasein im tiefsten Kern und biologisch von Grund auf lenkt, ist die Liebe. Dabei meine ich einerseits die Liebe unserer Mitmenschen zu spüren, indem wir uns verbunden und zugehörig fühlen. Doch wesentlich zentraler ist die Liebe zu uns selbst, die Selbstliebe. Denn sobald dieses Fundament instabil ist, beginnen die Ängste in uns ihre Wurzeln zu schlagen und der Verstand negative Glaubenssätze wie "ich bin es nicht wert" zu konstruieren, wie das folgende Beispiel als regelrecht gefundenes Fressen für diese Überzeugungen zeigt:
Leonie (8) ist ein fröhliches und unbeschwertes Kind und fühlt sich in ihrer Klasse wohl. Meist spielen die Kinder nach der Schule noch gemeinsam, bevor es nach Hause zum Mittagessen geht. Doch heute kommt Leonie früher von der Schule nach Hause und ist sichtbar traurig, weil sie sich mit einer Freundin aus ihrer Klasse gestritten hat. Als Leonie zu Hause ankommt möchte sie ihren Eltern gleich von dem Streit erzählen und setzt sich schluchzend an den Esstisch. Doch leider sind ihre Eltern gerade arbeitsbedingt eingespannt, denn ihr Vater kommt heute erst am frühen Abend nach Hause und ihre Mutter hat eben einen Anruf bekommen, dass sie nochmal kurzfristig im Büro ein paar Dokumente vorbeibringen soll. Bevor die Mutter das Haus verlässt sagt sie "ihr vertragt euch, das wird schon wieder, weine nicht. Morgen ist ein neuer Tag und alles vorbei."
Den Eltern ist hier erstmal nichts vorzuwerfen, sie haben hier trotz Stress eine liebe Intention dahinter und möchten dem Kind Mut machen. Doch das Kind fühlt sich im ersten Moment vielleicht zurückgewiesen, da es erstmal nicht versteht, dass ein dringender Termin aus der Arbeit grundsätzlich nichts mit der Liebe zu ihrem Kind zu tun hat. Also speichert es möglicherweise verschiedene negative Überzeugungen als Folge ab: Mir hört keiner zu wenn ich traurig bin und weinen ist übertrieben. Dieser Gedanke entwickelt sich zum Glaubenssatz "ich bin es nicht wert (... weil meine Eltern keine Zeit haben)". Wichtig: Jeder Mensch hat ein individuelles Empfinden und es muss nicht zwangsläufig bei allen in gleichen Glaubenssätzen resultieren. Daher ist das als Beispiel zu verstehen, um ein Gefühl davon zu bekommen, wie sich gewisse Erfahrungen im Unterbewussten in uns verankert haben.Das bedeutet demnach, dass wir meist von klein auf gewisse Situationen als eine Art Liebes-Ablehnung abgespeichert haben (dabei spielt es als Kind keine Rolle, ob dies eine bewusste Absicht unserer Bezugspersonen war oder nicht).
Stellen wir uns nun vor, dass jede dieser unscheinbaren Momente von gefühlter (Liebes-) Ablehnung über unser Leben hinweg weiter genährt wird: Durch spätere Trennungen von Partnerschaften, Ablehnungen im Job oder familiäre Konflikte, dann bekommen wir grob eine Idee davon, welches Ausmaß dieses ablehnende Gefühl der Wertlosigkeit in uns nehmen kann. Im Unterbewusstsein geht nun das Programm der " Liebessuche" los, indem es sich als Einsamkeit manifestiert.
Nun übernimmt die Suche nach Liebe und Wertschätzung im Außen das Steuer
Wir versuchen diese Liebe ("ich bin es wert") meist bei anderen Menschen, durch unseren Job oder Konsumgüter und Urlaube zu finden. Das merken wir insbesondere dann, wenn eine Art permanente Selbstrechtfertigung stattfindet: Wenn ich erstmal einen Partner habe, wenn ich im Urlaub bin, wenn ich diesen Abschluss habe (...), dann bin ich zufrieden und glücklich und alles wird gut. Doch was hier passiert ist, dass wir die Verantwortung für unser eigenes Glück, unsere Zufriedenheit ins Außen abgeben. Und dort, wo wir Verantwortung an Menschen oder Dinge übertragen, dort liegt eben auch die Macht über dich. D.h. wenn du dein Leben z.B. von einem Job oder Beziehung abhängig machst, bist du quasi ausgeliefert, wenn der Plan nicht so aufgeht, wie du es dir im tiefsten Herzen wünschst. Wichtig ist, dass wir wieder die Selbststeuerung übernehmen und indem uns klar wird, dass außer uns selbst, absolut keine andere Person oder Sache für unser Glück verantwortlich ist. Dasselbe gilt eben auch für die Liebe: Wenn wir nicht fähig sind und selbst zu lieben und anzunehmen (und das ist aufgrund all unserer Prägungen eine permanente Lebensaufgabe), dann werden wir diese bedingungslose Liebe auch nie in einer Beziehung erleben. Denn unsere Beziehungen sind immer ein Spiegel unserer selbst und zeigen dir, welche Themen und Eigenschaften im Unterbewussten die gemeinsame Liebe regelrecht boykottieren können.
Die Lösung: Sei ehrlich zu dir uns spüre, in welchen Lebensbereichen & bei welchen Menschen du versuchst nach Liebe und Wertschätzung zu suchen. Dann kommst du auch der Angst der Einsamkeit auf die Schliche
Allein dadurch, dass dir diese Prozesse bewusst werden, verändert sich unmittelbar deine ganze Wahrnehmung in diesem Bereich. Schreibe sie auf, lasse diesem Schmerz und der Angst dahinter Raum, damit sie heilen kann. Es geht nicht darum, dass wir alles Negative in uns loswerden, sondern vielmehr lernen, einen gesunden und bewussten Umgang mit unseren dunklen Ecken zu finden und nicht in Selbstabwertung enden. Denn diese gehören genauso zu uns, wie all die freudigen Eigenschaften. Sonst wären wir nicht der Mensch, der wir heute sind. Und wenn wir diese Angst anschauen und integrieren, entziehen wir diesen negativen Überzeugungen die Macht und befinden uns auf einem guten Weg hin zur Selbstakzeptanz und lernen, wie wir uns wieder selbst mehr Liebe und Wertschätzung schenken können.
Kommentar schreiben